In dem von der abc GmbH (www.abc-loesung.de) und der Maschinenfabrik Reinartz GmbH & Co. KG (www.reinartz.de) initiierten Projekt konnte erfolgreich ein Bioökonomie-Konzept zur innovativen Reststoffnutzung in Costa Rica aufgebaut werden. Die mit der neuen Wertschöpfungskette können landwirtschaftliche Ananas-Produzenten zusätzliche Einnahmen generieren, umweltschonender als bislang Arbeiten und einen neuen Geschäftszweig neben der Fruchtproduktion aufbauen.
Ausgangssituation:
• Nachdem die Ananasfrüchte geerntet worden sind, werden aktuell die Stauden und Blätter abgeerntet und auf Mieten am Feldrand als organischer Abfall gelagert und kompostiert, da das direkte Unterpflügen in den tonartigen Boden mangels geeigneter Technik nicht möglich ist.
• In dem feuchtwarmen Klima bilden die verbleibenden Ernteabfallmieten eine ideale Brutstätte für Stechfliegen, welche sich plagenartig fortpflanzen. Diese Stechfliegen befallen unter anderem Weidetiere wie Rinder und Wasserbüffel anliegender Betriebe. Die von den Mücken zerstochenen Weidetiere reagieren gestresst, sodass die Tiere zum Teil abmagern und weniger Kälber zeugen.
• Alternativ zur Kompostierung werden die überbleibenden Ananasstauden flächendeckend mit einem chemischen Entlaubungsmittel zur Austrocknung besprüht und im Anschluss daran eine Brandrodung durchgeführt, um die Fläche danach maschinell zu rekultivieren. Dieser Prozess nimmt bis zu 4 Monate in Anspruch, was die Produktivität senkt. In Folge des Einsatzes der Chemikalien kommt es zu in manchen Regionen zu Belastungen des Grundwassers, Flüssen und Seen in der Umgebung der Plantagen, sodass die Bevölkerung teilweise auf die Versorgung mit Trinkwasser durch Tankwagen angewiesen ist.
• Die Brandrodungen setzen lokal große Mengen an Rauchgasen frei und der Funkenflug kann schlimmstenfalls für eine unkontrollierte Ausbreitung des Feuers auf angrenzende Flächen sorgen.
Im Rahmen des Projektes ist sowohl eine 80 ha große Bio-Kooperative (www.ecosweetcostarica.com), als auch eine rund 400 ha große konventionelle Ananas-Farm (http://www.swisstropical.ch / https://www.dahlercostarica.com/proje...) eingebunden. Die Belastung für Menschen und Umwelt in Folge der aktuellen Rekultivierungsmethoden wurde durch die Realisierung einer neuartigen Technologie-Kombination gestoppt. Dadurch sind die Plantagenbesitzer nicht mehr auf den Einsatz von Entlaubungsmitteln und die Brandrodung angewiesen, als auch die Ausbreitung/Vermehrung von Stechmücken wird eingedämmt. Im Rahmen des Projektes wurde direkt nach der Ernte der Ananasfrucht auch die Ananasblätter geerntet und so mind. 60 – 80% der Pflanzenbiomasse zur weiteren stofflichen Verwertung von der Ackerfläche abtransportiert. Die im Boden verbleibende Stubben und Wurzel-Biomasse können nun zeitnah mit vor Ort verfügbarer Technik zerkleinert und ausreichend tief in den Boden eingearbeitet werden und dienen als Rückdünger.
Durch die verbesserte Rekultivierungstechnik kann die Zeit bis zur Neupflanzung um mindestens 50% verkürzt werden. Aus den abtransportierten Pflanzenblättern der Ananas wurden die Fasern (ca. 20 – 50% der Blattmasse) extrahiert, wodurch ein neuer stofflicher Verwendungszweck und Absatzmarkt entstehen. Die Fasern können getrocknet und dann zu Textilien weiterverarbeitet und weltweit verkauft werden. Große Marken wie Puma haben bereits eigene Produktlinien mit Ananasfasern als Ledersubstitut eingeführt. Die Akteure aus Costa Rica konnten mit der Firma Pinatex (https://www.ananas-anam.com/) bereits einen europäischen Abnehmer gewinnen. Der bei der Faserextraktion überschüssige restliche Biomassebrei der Ananasblätter wurde durch den Einsatz einer speziellen Presse des Projektpartner Reinartz entwässert. Das Presswasser kann laut Analysen der staatlichen Universität in Costa Rica (UTN) als Flüssig-Dünger weiterverarbeitet werden, während sich für den Presskuchen mehrere Möglichkeiten zur stofflichen Nutzung anbieten. Der entwässerte Presskuchen kann seine Verwendung als Dämmstoff oder Futtermittel, sowie als Rohstoff für Biokunststoffe finden.
Die Etablierung des Projektkonzepts wurde operativ & anteilig finanziell von der DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (www.deginvest.de) unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (www.bmz.de).
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