Das Problem:
Neophyten (dt. neue Pflanzen) sind gebietsfremde Pflanzenarten, die absichtlich oder versehentlich eingeschleppt wurden.
Verbreitet werden sie z.B. über private und botanische Gärten und als Straßenbegleitgut, daher findet man sie oft an Verkehrswegen, aber auch an Uferbereichen. Ein Großteil der Neophyten sind widerstandsfähiger als heimische Arten und weisen ein stärkeres und schnelleres Wachstum auf, sodass heimische Arten oft verdrängt werden. Dadurch kann in Extremfällen das lokale bestehende Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht werden, was sich in sensiblen Gegenden auch negativ auf die heimische Fauna auswirken kann.
Bestimmte Neophytenarten, wie z.B. der Riesen-Bärenklau oder das Beifußblättrige Traubenkraut haben sogar eine gesundheitsschädliche Wirkung auf Menschen. Durch die massive Ausbreitung erhöhen sich die Pflege- und Unterhaltskosten entlang von Straßen, Bahnlinien und Fließgewässern für Kommune und Landwirte in nicht unerheblichem Ausmaß. So werden die Kosten, die allein durch die Ausbreitung vom Riesen-Bärenklau und dem Beifußblättrigen Traubenkraut entstanden sind, für das Jahr 2002 auf 77 Millionen EUR geschätzt.
Schließlich hat auch die Bundesregierung im September 2020 einen Entwurf für einen Aktionsplan veröffentlicht, der die Verbreitung von Neophyten verhindern soll. Der Entwurf sieht unter anderem vor betroffene Akteure, wie z.B. Tierpfleger, Reisende und Betreiber von botanischen Gärten, dahingehend zu sensibilisieren, dass bereits vor der Einschleppung von Neophyten Präventivmaßnahmen getroffen werden können. Den kompletten Entwurf zum Aktionsplan der Bundesregierung finden Sie hier.
Wie bekämpfen?
Die Bekämpfung von großen Pflanzenbeständen ist kostspielig, mühsam und oft von nur minimalem Erfolg gekrönt, daher sollte das zuständige Personal im Vorfeld gründlich auf die Ausbreitungseigenschaften und artspezifischen Bekämpfungsmethoden geschult werden. Eine pauschale Bewertung, ob ein Gebiet von Neophyten befreit werden sollte, hängt stark von den Verdrängungseigenschaften gegenüber den heimischen & natürlich vorkommenden Pflanzen- und Tierarten ab. Neophythen haben unter Umständen im begrenzten Umfang sogar positive Auswirkungen auf heimische Insekten in unserer zunehmend intensiv genutzten Kulturlandschaft. Die Bekämpfung von invasiven Neophyten, die sich in einem Naturschutzgebiet ausbreiten, wäre in den meisten Fällen jedoch unbedingt notwendig.
Laut §40 des Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) können zuständige Behörde sogar anordnen, dass „ungenehmigt ausgebrachte Tiere und Pflanzen oder sich unbeabsichtigt in der freien Natur ausbreitende Pflanzen sowie dorthin entkommene Tiere beseitigt werden, soweit es zur Abwehr einer Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten erforderlich ist.“
Die Lösung:
Die abc advanced biomass concepts GmbH hat bereits frühzeitig eine Lösung für das Problem entwickelt und im Zuge dessen in den letzten 2 Jahren das vom Bundesumweltministerium (BMU) gefördertes Projekt „BioNet“ durchgeführt. BioNet unterstützt Kommunen bei der Bekämpfung von Neophyten und macht die dadurch entstandene Biomasse unschädlich, indem es sie energetisch und stofflich nutzt. Im Rahmen des BioNetzwerks wurden individuelle, standortangepasste Lösungen ausgearbeitet, welche sich auch schon in der Umsetzung befinden.
Fallbeispiel Allwetterzoo Münster:
Im Rahmen desBioNetzwerks wurde unter anderem ein lokales Verbundprojekt gemeinsam mit dem Allwetterzoo Münster initiiert. Ziel ist lokal anfallende Grünschnitt-Biomasse- und Zoomistabfälle energetisch nutzbar zu machen.
Im Allwetterzoo Münster fallen jährlich ca. 2.000 t Tierkot inkl. Einstreu an, welcher von Landwirten abgenommen und als Düngemittel genutzt wurde. Auch der im Zoo anfallenden Grünschnitt inkl. einzelner, verstreuter Neophyten (z.B. aus den Freigehegen) wird zwangsläufig auf diesem Weg entsorgt. Dies verursachte neben den Transportkosten von jährlich ca. 27.000 € (Stand 2019) zusätzlich transportbedingt erhöhte CO2-Emissionen. Problematisch an vielen Neophytenarten ist, dass deren Samenkapseln besonders widerstandsfähig sind und auch in einer professionellen Kompostieranlage nicht komplett abgetötet werden und somit über den Kompost wieder in die Natur und Landwirtschaft gelangen.
Parallel zu den Entsorgungskosten entstehen weitere Kosten für den Allwetterzoo, da beispielsweise die Tierquartiere aufgewärmt & beleuchtet werden müssen. Im Jahr 2018 lag der Verbrauch von Erdgas bei 3.452 MWh (entspricht etwa 130 Einfamilienhäusern) und der Stromverbrauch bei 1.405 MWh (entspricht etwa 350 Einfamilienhäusern).
Um diese hohen Kosten zu senken wurde folgender Lösungsansatz im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht:
Um die Bioabfälle optimaler und betriebsintern nutzbar zu machen, wird in eine dezentrale Anlage, die DECAT-Trockenfermenteranlage investiert (Dezentraler, Containerbasierter AbfallTrockenfermenter). Diese ermöglicht die energetische Verwertung biogener Reststoffe zu Strom und Wärme und schafft es die Neophytensamen vollständig zu hygienisieren.
Die DECAT-TFA wird mit Zoomist und Grüngut gefüttert, welche dadurch nachfolgend mittels eines Blockheizkraftwerks (BHKW) Wärme und Strom für die Gebäude des Zoos erzeugt. Im Ergebnis können ca. 495.000 kWh Strom und 656.000 kWh Wärme durch den Einsatz vom DECAT-Fermenter mit BHWK erzeugt werden.
Aktuell befindet sich das Projekt im Allwetterzoo Münster in der Planungsphase. Eine Förderskizze zur Cofinanzierung der Anlage durch das Bundesumweltministerium wurde im September 2020 positiv beschieden. Geplant ist die Inbetriebnahme des DECAT-TFA bis zum 3. Quartal 2023.
Das Projekt im Allwetterzoo Münster führt dazu, dass die Kosten für die Entsorgung der Bioabfälle durch betriebsinterne Verarbeitung gesenkt werden. Außerdem werden die Kosten für extern bezogenen Strom und Gas reduziert. Die entstehenden CO2-Emissionen, die durch den Transport bei externer Entsorgung der Bioabfälle entstehen würden, entfallen zudem.
Da in vielen zoologischen Gärten die Ausgangslage ähnlich der des Allwetterzoos Münster ist, lässt sich dieses Konzept auch auf andere Zoos und Tiergärten übertragen.
Für wen bietet BioNet einen Mehrwert?
Das Projekt BioNet richtet sich nicht allein an Zoos und Tierparks, sondern auch an Abfallwirtschaftsbetriebe, Landwirte oder größere Pferdehalter. Mittels der dezentralen BioNet-Vergärungsanlage erhalten Besitzer von organischen Reststoffen/Abfällen eine wirtschaftliche & dezentrale Technologie, zur klimafreundlichen Strom- und Wärmeerzeugung.
Wenn Sie mehr über BioNet erfahren möchten, können Sie uns gerne unter bionet@abc-loesung.de anschreiben.
Weitere Informationen finden Sie auch hier!
Einen Kurzleitfaden zur sicheren Bergung & Verwertung von neophytischem Pflanzenmaterial finden Sie hier!
Die Projektbeschreibung des Bundesministeriums für Umwelt finden Sie hier: https://www.klimaschutz.de/projekte/bionet-vom-schaedling-zum-energietraeger