Die Einwanderung gebietsfremder Arten wird heute als global zweitgrößter Gefährdungsfaktor für die Biodiversität angesehen.[1]
Neophyten zeigen häufig ein stärkeres und schnelleres Wachstum gegenüber den etablieren Arten. Licht, Nährstoffe und Wasser als natürliche Ressourcen können von ihnen besser genutzt werden. Größer ist auch die Menge der gebildeten Samen, verbunden mit einer höheren Etablierungswahrscheinlichkeit der Keimlinge. Effektivere Mechanismen in der Verbreitung ihrer Diasporen sind ihnen ebenso eigen wie phänologische Eigenarten, die sich von der ursprünglichen Vegetation abheben (z.B. frühere oder längere Blühzeiten).
[2]Sie fanden Eingang in unsere Umfeld, weil sie z.B. als Straßenbegleitgrün, als Viehfutter, Wildäsung oder Bienenweide eingebracht wurden, weil sie in „Botanischen Gärten“ gezeigt oder als Erweiterung im Gartenbau auf den Markt kamen und manche diese Pflanzen auch zur Erinnerung aus dem Urlaub mit nach Hause brachten. Auch im Zuge von Erdarbeiten bei Bautätigkeiten wird Pflanzenmaterial verfrachtet oder durch die Ausbringung von Gartenabfällen in der freien Landschaft verteilt. Hier breiteten sie sich – teilweise fast unbemerkt
So findet eine Besiedlung oft an Verkehrswegen (Weg-, Straßen- und Schienenbegleitgrün, Wegeböschungen) und Ruderalflächen (Uferbereiche, Industriebrachen, Baugrundstücke) statt – folglich finden sich ihre Verbreitungszentren besonders oft in Städten oder stärker besiedelten Gebieten und an Fließgewässern. Auf dem (oftmals) offenen Boden ist die Konkurrenz durch andere Arten gering und sie nutzen die gute Lichtausbeute und die Erwärmung des Bodens zum verstärkten Wachstum und/oder der Produktion von Samen. Ihnen hilft dabei auch die hohe Wiedereinbringungsrate durch die relativ einfache Ausbreitung von Samen entlang von Verkehrsachsen.
Die Gefahren für den Menschen stehen bei einer Betrachtung der Neophyten sicherlich nicht an erster Stelle. Dennoch haben gerade sie das Problem in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Hier sind aufgrund ihrer toxischen und allergenen Wirkung der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia atremisiifolia) zu nennen.
Das größte Problem beim Umgang mit dem Riesen-Bärenklau ist seine phototoxische Wirkung, denn das Berühren der Pflanze kann zu gefährlichen Hautreaktionen führen, da der Pflanzensaft Furanocumarine enthält. Das kann bei starker Sonneneinstrahlung Hautschäden verursachen. Die Haut brennt und juckt und bildet Schwellungen und Blasen bis hin zu Verbrennungen dritten Grades. Kinder dürfen also auf keinen Fall in der Nähe von Riesen-Bärenklau spielen. Generell sollten aufgrund der Gesundheitsgefährdung auch kleinere Bestände und Einzelpflanzen bekämpft werden, jedoch nur bei bedecktem Himmel, mit geschlossener Schutzkleidung und Handschuhen.
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Quellen: [1] W. Lohmeyer & H. Sukopp: Agnophyten in der Vegetation Mitteleuropas. Schriftenreihe Vegetationskunde (25, 1992), S. 1 – 185); R. Kinzelbach: Das Jahr 1492 – Zeitenwende für Flora und Fauna? In: Rundgespräche der Kommission für Ökologie: Gebietsfremde Arten, die Ökologie und der Naturschutz (22, 2001), S. 15 – 27; I. Kowarik: Biologische Invasionen – Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa (2003). O. S. zit. nach Müller, Westhus & Amft 2005: 23; Kramer, Renner, Modrý et al. 2009: 6
[2] Metzing 2015: 3